Die Flinte als Interaktionsmittel mit meiner Umwelt: Der
zweitägige Kurs Flinte Homedefense mit Akademie 0/500® setzt neue Maßstäbe im
Bereich des robusten und effizienten Umgangs mit dem Werkzeug Flinte
Von Arne Mühlenkamp
85 Prozent aller Einsatzszenarien mit Flinten sind nach zwei
Schuss beendet. Das stimmt hoffnungsvoll. Eine möglichst große Magazinkapazität
ist demnach kein Kaufkriterium für Flinten zur Heimverteidigung. Am Ende reicht
sogar eine Doppelflinte als typische Vertreterin der Generation 1 unter den
Flinten. Auch der Zweitageskurs Flinte Homedefense ließe sich mit einer
Doppelflinte absolvieren. Entsprechenden Nachladefleiß des Anwenders
vorausgesetzt.
Um ein Vielfaches einfacher gestaltet sich die Kursteilnahme
jedoch mit einer Repetierflinte (Vertreterin der Generation 2). Repetierflinten
sind grundsätzlich simpel in ihrer Handhabung, verdauen alle Munitionssorten
und selbst Röhrenmagazine, die nicht über die volle Länge des Laufs reichen,
bieten mehr Kapazität als die zwei Schuss einer Doppelflinte. Bei großer
Realitätsnähe im Kurs zeigt sich, dass eine Magazinkapazität von vier bis fünf
Patronen für alle Übungen ausreichend ist.
Beliebt, allerdings nicht immer mit einem Zusatznutzen
verbunden, sind Selbstladeflinten mit Röhrenmagazin (Generation 3). Der
Anwender erhofft sich gemeinhin einen Vorteil aufgrund der Selbstladefunktion.
Erkauft wird dieser vermeintliche Vorteil mit zusätzlichen Funktionsteilen, die
ihren Dienst versagen können, mehr Ausbildungsaufwand erfordern und damit der
Anwenderfreundlichkeit entgegenstehen. Nicht nur in Stresssituationen, wie sich
immer wieder zeigt.
Die Größenangaben von Buck-Shot auf einer Federal
Verpackung. Im Einsatz (und beim Training) sollte immer zur Körnung 00- oder
000- gegriffen werden
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Ladetätigkeiten
Wie bei Kursmodulen von 0/500® üblich, müssen auch beim
Flintenschießen alle Schießtechniken und Waffenmanipulationen einem robusten
Anspruch genügen. Das heißt, sie müssen einfach erlernbar sein; das spart
Ausbildungszeit. Sie müssen universell einsetzbar sein; das reduziert die
Komplexität, aus mehreren Techniken auswählen zu müssen. Vor allem aber bedeutet
robust, auch noch bei Dunkelheit, bei Kälte, unter Zeitdruck sowie dem Einfluss
von Angst einsatzfähig zu bleiben. Dieser Ausbildungsansatz zeigt sich bspw.
bei Ladetätigkeiten. Es ist grundsätzlich nicht sinnvoll, eine Schrotpatrone
zum Nachladen lediglich mit zwei Fingern zu halten. Die Schrotpatrone sollte
zum Nachladen schon in der Vorratstasche mit der Faust gegriffen werden und in
der Faust zum Nachladeschacht geführt werden.
Eine einfache Büchsenvisierung auf dem Lauf reicht für die
meisten Einsatzzwecke aus. Riemenaufnahme per Fallschirmschnur oder über eine
CNC-gefräste Öse: Das bleibt dem Anwender freigestellt
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Repetiervorgang
Während der gesamten Ausbildung wird immer darauf geachtet,
den Repetiervorgang mit Vorderschaftrepetierflinten zu einem festen Zeitpunkt
im Ablauf der vier Grundfertigkeiten zu implementieren. Der Repetiervorgang
wird unmittelbar nach der Schussabgabe bei hinten gehaltenem Abzug eingeleitet.
Ist das Repetieren abgeschlossen, wird ein Trigger Reset durchgeführt. Mit
dieser Technik verbessert der Flintenschützen einerseits seine Abzugskontrolle.
Anderseits macht er das Nachladen seiner Repetierflinte zu einem festen
Bestandteil der Schussabgabe und damit zu einer Gewohnheit. Das Ziel ist auch
hier, seine eigene Waffe immer in Feuerbereitschaft zu halten.
Wirkungszonen: Die gewünschte Wirkungszone B beginnt bei der
Mossberg 590 A1 bei Verwendung von GECO Postenschrot bei sieben Meter und endet
bei etwa zwölf Meter
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Wirkungszonen
Mit der Wirkungszonenmethode wird die Streuung der Posten in
die Zonen A oder B bzw. C klassifiziert. Zone A beschreibt eine faustgroße
Streuung. Zone C beschreibt die Streuung, wenn einzelnen Posten ein A4-Blatt
nicht mehr treffen. Zone B liegt dazwischen und bedeutet die optimale
Einsatzzone für eine Flinte.
Das Bestimmen der Wirkungszonen nimmt bei Flintenkursen von
Akademie 0/500 einen relativ breiten Raum im Lehrplan ein. Zu Recht. Die
effektive Einsatzdistanz seiner Flinte in Verbindung mit der favorisierten
Schrotsorte zu kennen, ist absolutes Basiswissen des Flintenanwenders. Die
primäre Einsatzmunition für Flinten ist Postenschrot. Der Anwender sollte hier
immer zur größten Körnung greifen. Das sind je nach Hersteller acht oder neun
Millimeter, bzw. im US-amerikanischen Sprachgebrauch die Größe 00-Buck oder
000-Buck.
Des Weiteren ist es für den praktischen Einsatz unabdingbar,
zu wissen, ab welcher Schussdistanz die Streuung so groß wird, dass ein oder
mehrere Posten die Zielgröße von etwa 20 mal 30 Zentimeter nicht mehr sicher
treffen. Der Tipp für Teilnehmer ist, die Postenschrot Laborierung zum Kurs
mitzubringen, die auch im Einsatz Verwendung finden soll. Hier der
preisgünstigen Kaufempfehlung des Händlers zu folgen, entpuppt sich meist schon
während des Kurses als grober Fehler.
Munitionswechsel
Immer wiederkehrender Ausbildungsinhalt ist auch der Wechsel
der Munitionsart – von Schrot auf Flintenlaufgeschoss und zurück. Nach der
Prämisse „eine Flinte ist kein Gewehr“ wird grundsätzlich eine höchstmögliche
Feuerbereitschaft mit Posten umgesetzt. Sollte die Entfernung jedoch außerhalb
der möglichen Einsatzdistanz liegen (Wirkungszone C), ist ein schneller Wechsel
der Munitionssorte unabdingbar. Dabei wird lediglich ein Flintenlaufgeschoss
zugeführt und verschossen, hat der Schütze nicht getroffen wiederholt er den
Vorgang. Patronenzählerei ist keine robuste Option. Am Ende folgt der gesamte Kursinhalt
einer Leitlinie: Den größten Vorteil der Flinte (Streuung) gilt es voll
auszuspielen.
Nach drei Ladungen Buck-Shot
würde nicht nur ein Poloshirt unmotiviert rumhängen
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Waffenwechsel und
Supine
Der Vormittag des zweiten Kurstages ist für die Teilnehmer
besonders fordernd. Die Ausbildung findet an verschiedenen Stationen statt, an
denen insgesamt vier Themen besprochen werden: Der Waffenwechsel von Flinte zu
Pistole, das Schießen aus Rückenlage; sog. Position Supine, das Nutzen bzw.
Nehmen von Hausecken sowie der Flintenschuss in absoluter Nahdistanz. Diese
Themenkomplexe von jeweils 30 bis 45 Minuten sind sehr kompakt. Die Teilnehmer
benötigen nicht nur eine hohe Auffassungsgabe, sondern auch solide
Vorkenntnisse im sicheren Umgang mit Schusswaffen insbesondere der Pistole.
Außerdem kostet das Schießen aus Rückenlage mit einer Flinte etwas Überwindung.
Eine schnöde Umhängetasche, die bis zu 20 oder 25
Postenschrot Kartuschen fasst, kann griffbereit gelagert werden. Auch direkt
neben der Flinte, wenn es die Gesetzeslage zulässt
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Munitionsträger
Der Zubehörmarkt bietet eine Vielzahl an Vorratsbehältnissen
für Flintenmunition. Gürtel oder Gewehrriemen mit Patronenschlaufen oder
Patronenclips, Chest-Rigs mit zum Teil sehr durchdachten Details, Schrotpatronen-Caddies
als Paddle-Holster oder Munitionshalterungen direkt am Gehäuse oder Schaft der
Flinte.
Was sich während des zweitägigen Kursprogramms auffallend
gut bewährt hat, ist die Hosentasche. Voraussetzung für einen Munitionsträger
ist, dass Flintenlaufgeschosse und Postenschrot getrennt voneinander geführt
werden können. Anstatt teure Ausrüstung zu beschaffen, entschieden sich im Kurs
mehrere Teilnehmer zum Kauf einer zivilen, kleinen Umhängetasche, die groß
genug ist, um etwa 20 Buck-Shot Patronen aufnehmen zu können.
Im Kunststoffschaft einer Mossberg 500 / 590 können
zusätzlich zweimal zwei Flintenlaufgeschosspatronen für den schnellen
Munitionswechsel untergebracht werden
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Bedienkonzept
Mossberg
Repetierflinten des Herstellers Mossberg zeigten im Kurs
Handhabungsvorteile. Zum einen besitzt der Ladeschacht keinen Ladelöffel.
Patronen lassen sich dadurch einfacher in das Röhrenmagazin drücken. Der
Bewegungsablauf für ein direktes Entladen aus dem Röhrenmagazin heraus, ist
somit ebenfalls leichter zu bewerkstelligen. Der Sicherungsschieber einer
Mossberg ist ergonomisch sinnvoll auf dem Gehäuse platziert und kann mit dem
Daumen bedient werden. In einigen Ausführungen besitzt der Kunststoffschaft
links als auch rechts zwei Öffnungen, in die jeweils zwei Reservepatronen
geschoben werden können. Je nach Einsatzkonzept bietet es sich an, diese
Reservehalter mit Flintenlaufgeschossen zu bestücken und 00-Buck-Shot in einer
kleinen Umhängetasche mitzuführen.
Die Büchsenvisierung der Mossberg 590 A1 hat sich im Kurs
außerordentlich gut bewährt.
Die Mossberg besitzt keinen Ladelöffel. Patronen lassen sich
dadurch einfacher ins Röhrenmagazin drücken
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Das Patronenlager
Das Patronenlager der meisten modernen Flinten ist für das
Kaliber 12/76 ausgelegt. Die Zahl 76 gibt dabei die maximale Länge der
Kartusche nach dem Abschuss an. Werden aus einer Flinte überwiegend kürzere
Ladungen (12/60 oder 12/65 oder ähnliches) verschossen, setzt sich im vorderen
Bereich des Patronenlagers, welcher nicht durch die Kartusche belegt ist, Pulverschmauch
ab. Diese Schmauchablagerungen führen regelmäßig zu Funktionsstörungen, wenn
einsatzbedingt wieder längere Ladungen verschossen werden müssen. Die Hülse
wird nach dem Abschuss nicht ausgezogen, weil sie im Patronenlager durch den
Pulverschmauch verklebt. Der Anwender sollte das Patronenlager seiner Flinte
regelmäßig mit einer Patronenlagerreinigungsbürste säubern.
Kürzere Ladungen (12/60 oder 12/65 oder ähnliches) führen zu
Schmauchablagerungen im Patronenlager. Funktionsstörungen beim Verschuss von
längeren Ladungen können die Folge sein
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Zugangsvoraussetzungen
Eine erfolgreiche Teilnahme am Kurs Pistole 1 ist unabdingbare Zugangsvoraussetzung. Die partiellen Lehreinheiten für Pistole in diesem anspruchsvollen 2-Tageskurs sind ohne vorherige Ausbildung nicht nutzenstiftend zu bewältigen.Die vorherige Teilnahme am eintägigen Kurs „Flinte“ ist sehr empfehlenswert.
Der Munitionsansatz für beide Tage beträgt einhundert Schuss Postenschrot, einhundert Schuss Flintenlaufgeschoss sowie einhundert Schuss Pistole.
Die Büchsenvisierung der Mossberg 590 A1 liefert gute
Treffer bis 50 Meter. Munition GECO Flintenlaufgeschoss
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Fazit
Die Lehrinhalte des Flinte Homedefense suchen in Europa
ihresgleichen. Der Kurs steht denen von US-Größen, wie Tactical Response oder
des verstorbenen Altmeisters Louis Awerbuck in nichts nach. Die Teilnehmer
lernen alles, was man für den Umgang mit einer Flinte im Heimgebrauch wissen
muss.
Der Kurs Flinte Homedefense findet mindestens zweimal pro Jahr statt. Die nächsten Termine sind für Mai 2022 geplant. Austragungsorte sind entweder die Schweiz oder Tschechien.
https://0-500.org/page/Termine
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