In 2019 beging Mossberg das Einhundertjährige
Firmenjubiläum. Gefeiert wurde u.a. mit einer Retro Version vom
Vorderschaft-Repetierer 590A1. Ist die Retro Flinte nur ein Marketing Gag und
Schmuckstück oder ernsthaftes Arbeitstier?
Obwohl der US-amerikanische Waffenhersteller O.F. Mossberg
& Sons in erster Linie für seine Flintenmodelle bekannt ist, wurden in den
ersten Firmenjahren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Pistolen und Gewehre im
Kaliber .22LR (.22 lfB) gefertigt. Zu einem mittlerweile begehrten
Sammlerobjekt avancierte die 4-läufige Taschenpistole Brownie. Die damals gegen
Vorauskasse von fünf US Dollar versandt wurde. Bemerkenswerterweise hatte diese
Pistole schon 1919 ein Schlagbolzenschloss.
Modell 500
Erst im Jahre 1961 präsentierte Mossberg mit dem Modell 500
die erste Flinte. Die Modellreihe 500 sollte über mehrere Dekaden bis heute zu
einem Verkaufserfolg werden. Im Gegensatz zu Repetierflinten anderer Hersteller
der Epoche, hatte Mossberg schon in den 1960er-Jahren die Option des schnellen
Laufwechsels sowie das einzigartige Merkmal der Daumensicherung auf dem
Systemkasten.
Die 590A1 Retrograde kommt mit Wallnussholzschaft, Ghost
Ring Visier, Hitzeschild und Bajonettaufnahme am Röhrenmagazin (Foto:
Hersteller)
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Modell 500 vs. 590
Zur Modellreihe 500 gehören auch die in Folge in den
1970er-Jahren entwickelten Modelle 590 sowie 590A1. Der Hauptunterschied
zwischen 500 und 590 ist beim Röhrenmagazin zu finden. Bei den 500 Modellen ist
die Röhre vorn geschlossen. Bei der 590 lässt sich das Röhrenmagazin aufschrauben
und von vorn zerlegen. Die Modelle 590A1 besitzen einen dickeren Lauf (24
anstatt 22 Millimeter Durchmesser) und einen Abzugsbügel und Sicherungsschieber
aus Aluminium; bei 500 und 590 hingegen sind diese Kleinteile aus Kunststoff.
Alle 590A1 haben eine Bajonettaufnahme. Beim Modell 590 haben nur einige
Varianten eine Bajonettaufnahme. Die Modellreihe 590 und 590A1 war ursprünglich
nur für den Verkauf an das US Militär und Polizeidienststellen vorgesehen.
Mittlerweile sind diese Waffen aber ebenso gut im Privathandel verfügbar. Die
Flinten der Baureihe Mossberg 590A1 sind nach Firmenangaben die einzigen
Flinten weltweit, die alle Anforderungen nach MIL-SPEC-3443G (SHOTGUN 12 GAGE,
RIOT-TYPE) erfüllen. Unter anderem gehört dazu ein 3.000 Schuss Belastungstest.
Der Hitzeschutz über dem Lauf erhöht das Gewicht etwas und
sieht martialisch aus
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Winchester M1897 Trench Gun
Das Retro Modell der 590A1 geht zurück auf eine
Flintenkonstruktion, die sich als waffentechnischer Meilenstein insbesondere in
das Bewusstsein der US-Amerikaner eingebrannt hat. War es doch die erste
Repetierflinte in militärischer Verwendung: Die Winchester M1897 Trench Gun.
Die Winchester 1897 besaß damals Schaftteile aus Wallnussholz, einen 20“ Lauf
abgedeckt von einem halbrunden Hitzeschild sowie eine Aufnahme für das 17“
lange 1917 Bajonett, welches ebenso an das M1917 Enfield Gewehr passt.
Eingesetzt wurde die Winchester Trench Gun von US-amerikanischen Truppen in den
Schützengräben der Westfront des Ersten Weltkriegs.
Das Ghost Ring Visier ist höhenverstellbar und durch einen
Kornsockel geschützt
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Mossberg 590A1 Retro
Zum Einhundertjährigen Firmenjubiläum greift Mossberg mit
der 590A1 Retrograde all diese Merkmale der Trench Gun auf. Das Resultat ist
ein sehr gelungenes Gesamtensemble, das in 2019 sowohl auf der SOHT Show als
auch auf der IWA die Blicke auf sich zog.
Im Gegensatz zum sonst üblichen Kunststoffschaft der 590
Modelle, besitzt die 590A1 Retro einen Wallnussholzschaft. Der macht die Flinte
insgesamt etwas schwerer. Leichtgewichte sind die 590A1 Modelle aufgrund der
Mil-Spec geforderten Metallteile und des dickwandigen Laufs aber ohnehin nicht.
Die Retrograde besitzt einen glatten 20“ Lauf mit Hitzeschild und ohne Choke
Einsatz. Alle Metallteile kommen im phosphatierten Finish (parkerisiert).
Beim Modell 500 (oben) ist die Röhre vorn geschlossen. Bei
der 590 lässt sich das Röhrenmagazin aufschrauben und von vorn zerlegen
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Visierung
Die Retrograde wird serienmäßig mit der Mossberg Ghost Ring
Visierung ausgeliefert. Das Korn besitzt eine orange Kontrasteinlage. Die Ghost
Ring Lochkimme sitzt auf dem Systemkasten.
Bei Mossberg Flinten ist das Ghost Ring eine von vier
möglichen Visieroptionen. Die Mossberg 500 und 590 Modelle werden im
Allgemeinen auch noch mit einer Büchsenvisierung oder (sehr häufig) nur mit
einem Perlkorn ausgeliefert. In der relativ seltenen „XS“ Ausführung haben
Mossberg Flinten eine Picatinnyschiene auf dem Systemkasten sowie ein Korn den
Herstellers „XS Sights“.
Oben das Visierbild der Ghost Ring Visierung, Unten:
3-Punkt-Büchsenvisierung (Foto: Hersteller)
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Abzugsbügel und Sicherungsschieber aus sind bei der 590A1
(oben) aus Aluminium. Bei der 500 und 590 hingegen sind diese Kleinteile aus
Kunststoff
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Bajonett
Die Magazinröhre ist wie bei alle 590 Modellen vorn
verschraubt. Diese Mutter sichert die Magazinfeder und arretiert gleichzeitig
den Lauf. Ebenfalls am Röhrenmagazin befindet sich zumindest bei allen 590A1
die Bajonettaufnahme. An der Original Trench Gun von Winchester wurde hier das
M1917 Seitengewehr mit seiner brachialen 43-cm-Klinge befestigt. Die Mossberg
590A1 Retro nimmt die moderneren und leichter verfügbaren M16 Bajonette auf.
Das originale M1917 passt nicht.
Handhabung
Repetierflinten des Herstellers Mossberg zeigen im direkten
Vergleich zu anderen Flinten Handhabungsvorteile. Zum einen besitzt der
Ladeschacht keinen Ladelöffel. Patronen lassen sich dadurch einfacher in das
Röhrenmagazin drücken. Der Bewegungsablauf für ein direktes Entladen aus dem
Röhrenmagazin heraus, ist somit ebenfalls leichter zu bewerkstelligen. Der
Sicherungsschieber einer Mossberg ist ergonomisch sinnvoll auf dem Gehäuse
platziert und kann mit dem Daumen bedient werden. Der Entladehebel ist ebenso
ergonomisch unmittelbar hinter dem Abzugsbügel zu finden. Und kann bequem mit
dem Mittelfinger der Schusshand bedient werden.
Verwirrung 2020
Um am Ende noch auf Neuigkeiten für das Jahr 2020
hinzuweisen: Mossberg plant, neben der 590A1 Retrograde eine weitere Version
als 590 Retrograde auf den Markt zu bringen. Der Unterschied zwischen beiden
Modellen wird die fehlende Mil-Spec Zertifizierung der 590 sein. Der
Nomenklatur entsprechend wird die 590 (ohne A1) weder über den schweren Lauf
und auch nicht über einen Abzugsbügel und Sicherungsschieber aus Metall
verfügen. Ausgestattet ist die 590 (ohne A1) lediglich mit einem Perlkorn. Es
wird eine 8+1 mit 20“ Lauf geben sowie die kürzere 18,5“ Lauflänge mit 6+1
Röhrenmagazinkapazität, welche wiederrum nicht über eine Bajonettaufnahme
verfügt. Der Verkaufspreis wird vermutlich 30 Prozent unter dem der 590A1 Retrograde
liegen. Mossberg intern tragen die beiden 590 Retrograde Flinten die Produktnummern
#52150 und #52151.
Fazit
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Die 590A1 Retrograde
ist ein ernsthaftes Arbeitstier und anmutiger Blickfang. Besonders, wenn mit
aufgepflanztem Bajonett hantiert wird. Als 590A1 Modell entspricht sie den
Anforderungen nach MIL-SPEC-3443G (SHOTGUN 12 GAGE, RIOT-TYPE). Mossberg
Flinten der Serien 500 / 590 und 590A1 haben Handhabungsvorteile; auch wenn die
Mil-Spec Ausführungen keine Leichtgewichte sind.
Technische Daten
Modell: 590A1 Retrograde (#51665)
Hersteller: O.F. Mossberg & Sons
Waffenart: Vorderschaft-Repetierflinte
Kaliber: 12/76
Lauflänge: 51 cm
Drall: ohne, (Glattrohr)
Hersteller: O.F. Mossberg & Sons
Waffenart: Vorderschaft-Repetierflinte
Kaliber: 12/76
Lauflänge: 51 cm
Drall: ohne, (Glattrohr)
Choke: ohne, (Zylinderchoke)
Magazinkapazität: 8 +1
Visierung: Ghost Ring
Gesamtlänge: 102 cm
Gewicht: 3,5 kg
EVP USA: 930 USD
Magazinkapazität: 8 +1
Visierung: Ghost Ring
Gesamtlänge: 102 cm
Gewicht: 3,5 kg
EVP USA: 930 USD
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