„Wer eine solide
Gebrauchswaffe sucht, kauft eine Glock.“ Dieser einfachen und richtigen
Kaufempfehlung kann man seit nunmehr 30 Jahren bedenkenlos folgen, ohne dabei
einen Fehler zu begehen. Mittlerweile ist der Urvater aller Polymerpistolen in
der fünften Generation erhältlich.
Seit über 30 Jahren dominiert Glock den Markt der
Gebrauchspistolen. Insgesamt sollen 16 Millionen Stück im Umlauf sein. Wer eine
Pistole mit hohem Präzisionspotential aber geringem Ausbildungsaufwand sucht,
die immer funktioniert und für die es Holster und anderes Zubehör in Masse
gibt, beschafft sich eine Glock. Diese Kaufentscheidung treffen Schätzungen zu
Folge weltweit 1.000 Menschen täglich – jeden Tag.
Einfachheit &
Minimalismus
Wie kein anderes Pistolenmodell zuvor revolutionierte die
Glock den Waffenbau aber auch die Handhabungssicherheit. Während andere
Konstrukteure immer nach dem zusätzlichen Extrabauteil suchen, welches die
Konstruktion vollkommener machen soll, beschritt Gaston Glock schon Ende der 1970er-Jahre
den Weg des Minimalismus. Er analysierte, welche Bauteile eine moderne
Selbstladepistole nicht benötigt. Das Ziel war, eine Waffe aus möglichst
wenigen Einzelteilen zu konstruieren sowie einen wenig aufwendigen
Produktionsprozess sicherzustellen. Perfektion sollte erreicht werden, indem
nichts mehr weggelassen werden kann und nicht, indem nichts mehr hinzugefügt
werden kann; um mit den Worten des französischen Schriftstellers Antoine de
Saint-Exupéry zu sprechen. Das Resultat war die erste serienmäßig gefertigte
Pistole mit Polymergriffstück, ohne außenliegendes Schlagstück und ohne äußere
Sicherungen. Gaston Glock hatte das Abzugsprinzip des Schlagbolzenschloss
(engl. striker-fired) perfektioniert.
Pistole 80 und
folgende
Die P80, heute umgangssprachlich auch als Glock Generation 1
benannt, wurde ab den 1980er-Jahren beim österreichischen Bundesheer eingeführt
und war perfekt, so wie sie war. Alle Änderungen in den folgenden
Evolutionsstufen geschahen „aus dem Markt heraus“, verbesserten das Konstruktionsprinzip
der Waffe aber kaum.
Mit der ersten Evolutionsstufe 1988 (sog. Generation 2)
wurde die Haptik des Griffstücks angepasst. Mindestens sechs weitere
Griffstückoptionen sollten im Laufe der Jahre folgen. 1990 wurden erstmalig die
Modelle der Compactreihe vorgestellt.
Erst 1997 gab es eine neue Entwicklungsstufe, die heute als
Generation 3 bezeichnet wird. Das Griffstück erhielt Fingerrillen und wiederum
eine neue Haptik. Als Option waren hier die RTF-2 Griffstücke mit einer etwas
aggressiveren Textur lieferbar. Der Rahmen erhielt des weiteren Mil-Spec
Schienen zur Aufnahme eines Lichtmoduls.
Ein Konstruktionsmerkmal, dass Glock Pistolen insbesondere
bei Zerlege- und Wartungsarbeiten verbesserte, ist der 2-Pin-Verriegelungsblock.
Im Laufe der Generation 3 erhielt die Waffe mit dem Locking Block Pin (#34 bzw.
#30) ein zusätzliches Bauteil. Auch als „First Pin“ bezeichnet, wird dieser
Sicherungsstift beim Zerlegen zuerst entfernt und beim Zusammenbau zuerst
eingesetzt. Seine Aufgabe ist, den Verriegelungsblock (#22) im Gehäuse
zusätzlich zu sichern. Darüber hinaus verhindert der „First Pin“ zuverlässig
ein fehlerhaftes Einsetzen des Verschlussfanghebels und insbesondere dessen
Feder.
Spätestens mit der Gen. 4 ab 2010 verließ Glock den Weg des
Minimalismus. Das geschah gezwungenermaßen durch Anforderungen, die der
Behördenmarkt mit sich brachte. Bei großen Ausschreibungen zu Dienstpistolen
gab es immer häufiger die Forderung nach variablen Griffstückumfängen und
beidseitigem Magazinauslösern. Glock reagierte in der Gen. 4 mit austauschbaren
Griffrücken und wechselseitig verwendbarem Magazinhalter. Außerdem erhielt die
Gen. 4 eine neue Schließfederstruktur.
Gen. 5 ab 2017
Auch die neuste Evolutionsstufe der Generation 5, seit Ende
2017 am Markt verfügbar, ist ein Resultat aus Großvorhaben. Glock bewarb sich
in den USA um die neue Dienstpistole des FBI sowie für das Modular Handgun
System (MHS) der US Streitkräfte. Nach aktueller Nomenklatur zählt eine Waffe
der Gen. 5 ohne Magazin lediglich 29 Bauteile. Darunter insgesamt acht Federn.
Bei der Gen. 4 waren es noch insgesamt 30 Bauteile.
Griffstück
Im Vergleich zu vorhergehenden Generationen gibt es
augenscheinliche Änderungen. Die fehlenden Fingerrillen am Griffstück dürften
das deutlichste Wesensmerkmal der Gen. 5 darstellen. Im Grunde erfolgt hier
eine Rückbesinnung zur Gen. 2.
Der Magazinschacht ist jetzt trichterförmig. Offensichtlich
ein Zugeständnis an Anwender aus dem Sportbereich. In 25 Jahren
Glockanwenderschaft wurde das Nichtvorhandensein eines Magazintrichters nie als
Mangel empfunden. Wer nicht in der Lage ist, sein Magazin ohne Trichter zu
wechseln, wird auch mit einem Trichter scheitern. Vorrangig sollte hier ein
robuster Bewegungsablauf für das Nachladen installiert werden, als vom Hersteller
eine trichterförmige Öffnung zu fordern.
Den Locking Block Pin gibt es nicht mehr. Der Verriegelungsblock
wird wie bei Gen. 2 wieder nur durch die Abzugsachse fixiert. Da der
Verschlussfanghebel ab der Gen. 5 beidseitig ausgeführt ist, bringen die Glock
Ingenieure hier eine Neukonstruktion. Die Feder des Fanghebels wanderte in den
Verriegelungsblock. Der Verriegelungsschieber (#21) änderte ebenfalls seine
Position und erhielt eine neue Feder.
Verschluss
Die Frontkontur des Schlittens besitzt jetzt eine Fase.
Typischerweise ist das genau die Stelle, die bei fortwährenden und regelmäßigen
Holster- und Ziehvorgängen der Waffe unschöne Abriebspuren zeigte. Die
Zündstiftsicherung ist anders geformt. Die Deaktivierung dieser Sicherung
erfolgt während des Abkrümmens. Die neue Formgebung dürfte daher, wenn auch nur
im Detail, Einfluss auf die Abzugscharakteristik haben. Ebenfalls neu ist die
nDLC Beschichtung. Die Metalloberfläche wird dadurch noch widerstandsfähiger.
Lauf
Die mit Abstand bedeutsamste Neuerung ist der Glock Marksman
Barrel (GMB). Der Hersteller versichert hier aufgrund einer neuen
Fertigungstechnologie erhöhte Präzision. Die ersten 500 Schuss scheinen dieses
Versprechen zu bestätigen.
Spätestens mit dieser neuen Fertigungsqualität dürfte die
Eigenpräzision einer Glock der einer überarbeiteten Sportpistole in nichts mehr
nachstehen.
Magazin
Den Magazinen der neuen Generation wurde ein orangefarbener
Zubringer spendiert. Durch diese Neuerung ist ein leeres Magazin sehr leicht zu
identifizieren. Der Magazinboden ist im vorderen Bereich größer ausgeführt. Das
Entfernen des Magazins wird damit erleichtert.
Die ersten 500 Schuss
Die ersten 500 Schuss absolvierte die Glock Gen. 5
erwartungsgemäß störungsfrei. Die Abzugscharakteristik unterscheidet sich im
Detail tatsächlich etwas von den Vorgängermodellen.
Fazit
Die Glock Gen. 5 ist die Antwort auf veränderte
Anforderungen bei Großausschreibungen, denen ein Hersteller heutzutage genügen
muss, um im Spiel zu bleiben. Trotz der Modifikationen bleibt die Glock Gen. 5
immer noch eine perfekte Pistole. Vermutlich die perfekteste Pistole, die es
jemals gab.
Service
Technische Daten
Modell: Glock 17 Gen. 5
Hersteller: Glock Ges.m.b.H., Österreich
Waffenart: Selbstladepistole
Kaliber: 9 mm Luger (9x19)
L x B x H: 202 x 138 x 30 mm
Lauflänge: 114 mm
Visierlinie: 165 mm
Abzugssystem: Glock Safe Action
Abzugsgewicht: 2,5 kg
Gewicht: 710 g
Magazinkapazität: 17 Schuss
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.