Freitag, 26. Januar 2018

Glock 17, Gen. 5 in 9x19



„Wer eine solide Gebrauchswaffe sucht, kauft eine Glock.“ Dieser einfachen und richtigen Kaufempfehlung kann man seit nunmehr 30 Jahren bedenkenlos folgen, ohne dabei einen Fehler zu begehen. Mittlerweile ist der Urvater aller Polymerpistolen in der fünften Generation erhältlich.



Seit über 30 Jahren dominiert Glock den Markt der Gebrauchspistolen. Insgesamt sollen 16 Millionen Stück im Umlauf sein. Wer eine Pistole mit hohem Präzisionspotential aber geringem Ausbildungsaufwand sucht, die immer funktioniert und für die es Holster und anderes Zubehör in Masse gibt, beschafft sich eine Glock. Diese Kaufentscheidung treffen Schätzungen zu Folge weltweit 1.000 Menschen täglich – jeden Tag.



Einfachheit & Minimalismus
Wie kein anderes Pistolenmodell zuvor revolutionierte die Glock den Waffenbau aber auch die Handhabungssicherheit. Während andere Konstrukteure immer nach dem zusätzlichen Extrabauteil suchen, welches die Konstruktion vollkommener machen soll, beschritt Gaston Glock schon Ende der 1970er-Jahre den Weg des Minimalismus. Er analysierte, welche Bauteile eine moderne Selbstladepistole nicht benötigt. Das Ziel war, eine Waffe aus möglichst wenigen Einzelteilen zu konstruieren sowie einen wenig aufwendigen Produktionsprozess sicherzustellen. Perfektion sollte erreicht werden, indem nichts mehr weggelassen werden kann und nicht, indem nichts mehr hinzugefügt werden kann; um mit den Worten des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry zu sprechen. Das Resultat war die erste serienmäßig gefertigte Pistole mit Polymergriffstück, ohne außenliegendes Schlagstück und ohne äußere Sicherungen. Gaston Glock hatte das Abzugsprinzip des Schlagbolzenschloss (engl. striker-fired) perfektioniert.



Pistole 80 und folgende
Die P80, heute umgangssprachlich auch als Glock Generation 1 benannt, wurde ab den 1980er-Jahren beim österreichischen Bundesheer eingeführt und war perfekt, so wie sie war. Alle Änderungen in den folgenden Evolutionsstufen geschahen „aus dem Markt heraus“, verbesserten das Konstruktionsprinzip der Waffe aber kaum.
Mit der ersten Evolutionsstufe 1988 (sog. Generation 2) wurde die Haptik des Griffstücks angepasst. Mindestens sechs weitere Griffstückoptionen sollten im Laufe der Jahre folgen. 1990 wurden erstmalig die Modelle der Compactreihe vorgestellt.
Erst 1997 gab es eine neue Entwicklungsstufe, die heute als Generation 3 bezeichnet wird. Das Griffstück erhielt Fingerrillen und wiederum eine neue Haptik. Als Option waren hier die RTF-2 Griffstücke mit einer etwas aggressiveren Textur lieferbar. Der Rahmen erhielt des weiteren Mil-Spec Schienen zur Aufnahme eines Lichtmoduls.


Ein Konstruktionsmerkmal, dass Glock Pistolen insbesondere bei Zerlege- und Wartungsarbeiten verbesserte, ist der 2-Pin-Verriegelungsblock. Im Laufe der Generation 3 erhielt die Waffe mit dem Locking Block Pin (#34 bzw. #30) ein zusätzliches Bauteil. Auch als „First Pin“ bezeichnet, wird dieser Sicherungsstift beim Zerlegen zuerst entfernt und beim Zusammenbau zuerst eingesetzt. Seine Aufgabe ist, den Verriegelungsblock (#22) im Gehäuse zusätzlich zu sichern. Darüber hinaus verhindert der „First Pin“ zuverlässig ein fehlerhaftes Einsetzen des Verschlussfanghebels und insbesondere dessen Feder.


Spätestens mit der Gen. 4 ab 2010 verließ Glock den Weg des Minimalismus. Das geschah gezwungenermaßen durch Anforderungen, die der Behördenmarkt mit sich brachte. Bei großen Ausschreibungen zu Dienstpistolen gab es immer häufiger die Forderung nach variablen Griffstückumfängen und beidseitigem Magazinauslösern. Glock reagierte in der Gen. 4 mit austauschbaren Griffrücken und wechselseitig verwendbarem Magazinhalter. Außerdem erhielt die Gen. 4 eine neue Schließfederstruktur.



Gen. 5 ab 2017
Auch die neuste Evolutionsstufe der Generation 5, seit Ende 2017 am Markt verfügbar, ist ein Resultat aus Großvorhaben. Glock bewarb sich in den USA um die neue Dienstpistole des FBI sowie für das Modular Handgun System (MHS) der US Streitkräfte. Nach aktueller Nomenklatur zählt eine Waffe der Gen. 5 ohne Magazin lediglich 29 Bauteile. Darunter insgesamt acht Federn. Bei der Gen. 4 waren es noch insgesamt 30 Bauteile.



Griffstück
Im Vergleich zu vorhergehenden Generationen gibt es augenscheinliche Änderungen. Die fehlenden Fingerrillen am Griffstück dürften das deutlichste Wesensmerkmal der Gen. 5 darstellen. Im Grunde erfolgt hier eine Rückbesinnung zur Gen. 2.
Der Magazinschacht ist jetzt trichterförmig. Offensichtlich ein Zugeständnis an Anwender aus dem Sportbereich. In 25 Jahren Glockanwenderschaft wurde das Nichtvorhandensein eines Magazintrichters nie als Mangel empfunden. Wer nicht in der Lage ist, sein Magazin ohne Trichter zu wechseln, wird auch mit einem Trichter scheitern. Vorrangig sollte hier ein robuster Bewegungsablauf für das Nachladen installiert werden, als vom Hersteller eine trichterförmige Öffnung zu fordern.


Den Locking Block Pin gibt es nicht mehr. Der Verriegelungsblock wird wie bei Gen. 2 wieder nur durch die Abzugsachse fixiert. Da der Verschlussfanghebel ab der Gen. 5 beidseitig ausgeführt ist, bringen die Glock Ingenieure hier eine Neukonstruktion. Die Feder des Fanghebels wanderte in den Verriegelungsblock. Der Verriegelungsschieber (#21) änderte ebenfalls seine Position und erhielt eine neue Feder.



Verschluss
Die Frontkontur des Schlittens besitzt jetzt eine Fase. Typischerweise ist das genau die Stelle, die bei fortwährenden und regelmäßigen Holster- und Ziehvorgängen der Waffe unschöne Abriebspuren zeigte. Die Zündstiftsicherung ist anders geformt. Die Deaktivierung dieser Sicherung erfolgt während des Abkrümmens. Die neue Formgebung dürfte daher, wenn auch nur im Detail, Einfluss auf die Abzugscharakteristik haben. Ebenfalls neu ist die nDLC Beschichtung. Die Metalloberfläche wird dadurch noch widerstandsfähiger. 



Lauf
Die mit Abstand bedeutsamste Neuerung ist der Glock Marksman Barrel (GMB). Der Hersteller versichert hier aufgrund einer neuen Fertigungstechnologie erhöhte Präzision. Die ersten 500 Schuss scheinen dieses Versprechen zu bestätigen.
Spätestens mit dieser neuen Fertigungsqualität dürfte die Eigenpräzision einer Glock der einer überarbeiteten Sportpistole in nichts mehr nachstehen.


Magazin
Den Magazinen der neuen Generation wurde ein orangefarbener Zubringer spendiert. Durch diese Neuerung ist ein leeres Magazin sehr leicht zu identifizieren. Der Magazinboden ist im vorderen Bereich größer ausgeführt. Das Entfernen des Magazins wird damit erleichtert.

Die ersten 500 Schuss
Die ersten 500 Schuss absolvierte die Glock Gen. 5 erwartungsgemäß störungsfrei. Die Abzugscharakteristik unterscheidet sich im Detail tatsächlich etwas von den Vorgängermodellen.

Fazit
Die Glock Gen. 5 ist die Antwort auf veränderte Anforderungen bei Großausschreibungen, denen ein Hersteller heutzutage genügen muss, um im Spiel zu bleiben. Trotz der Modifikationen bleibt die Glock Gen. 5 immer noch eine perfekte Pistole. Vermutlich die perfekteste Pistole, die es jemals gab.

Service

Technische Daten
Modell: Glock 17 Gen. 5
Hersteller: Glock Ges.m.b.H., Österreich
Waffenart: Selbstladepistole
Kaliber: 9 mm Luger (9x19)
L x B x H: 202 x 138 x 30 mm
Lauflänge: 114 mm
Visierlinie: 165 mm
Abzugssystem: Glock Safe Action
Abzugsgewicht: 2,5 kg
Gewicht: 710 g
Magazinkapazität: 17 Schuss


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.