Donnerstag, 20. November 2025

Deutsche Kampfflugzeuge im Ersten Weltkrieg: Albatros D.III

 

Die Albatros D.III war das erste echte Serien-Jagdflugzeug Deutschlands und bewirkte im Frühjahr 1917 maßgeblich die Lufthoheit der Jagdstaffeln (Jastas). Bei allem Erfolg hatte sie aber einen fatalen Konstruktionsfehler

Albatros D.III
Dieser auffallend rot-blaue Rumpf war die Standard-Farbgebung der Jasta 18.
Jeder Pilot war an einem persönlichen weißen Abzeichen zu erkennen, wie hier
die Axt von Paul Strähle. Er überlebte den Krieg nach 15 Luftsiegen und
gründete 1921 ein Luftbildunternehmen, das zwischen den Weltkriegen sehr erfolgreich war


Von Edward Ward und Ronny Bar (Übersetzer Rolf Stünkel)

Wir veröffentlichen hier auszugsweise Kapitel aus dem Fachbuch „Deutsche Kampfflugzeuge im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918“ von Edward Ward und Ronny Bar erschienen im Wieland Verlag, Bad Aibling. (Siehe Buchempfehlung am Ende des Beitrags)

Der Inspekteur der Flieger (IdFlieg) war von den erstaunlichen Kampfleistungen der Nieuport 17 beeindruckt und forderte, die besten Eigenschaften dieses französischen Flugzeugs in die neuesten Pläne deutscher Jagdflugzeugkonstruktionen einfließen zu lassen. In den Albatros-Werken entschied sich Robert Thelen dafür, den Rumpf der D.II mit dem Anderthalbdecker-Konzept der Nieuport zu verbinden, deren unterer Flügel eine hohe Streckung und nur einen Holm hatte. Bald nach der D.II erschien im Sommer 1916 die Albatros D.III. Man vermutet, dass ihr Erstflug Ende August oder Anfang September stattfand. Bekannt ist, dass sie ihre Typenprüfung am 26. September 1916 bestand und von IdFlieg eine Order über 400 Stück erteilt wurde. Es war der bis dahin größte deutsche Bauauftrag. 
Das neue Flugzeug war gut durch seine V-förmigen Flügelstreben von den D.I und D.II mit ihren parallelen Streben zu unterscheiden, britische Flieger nannten sie „Vee-Strutter“. Wie bei den späteren D.II war der Kühler zunächst im Mittelteil des oberen Flügels untergebracht. Da der Pilot bei einer Beschädigung im Kampf jedoch mit kochendem Wasser verbrüht werden konnte, verlegte man den Kühler sinnvollerweise an den Steuerbordflügel. Die D.III war leistungsfähiger als die D.I und D.II und konnte vor allem besser steigen. Durch ihre größere Wendigkeit hätte die D.III eigentlich den Himmel über der Westfront beherrschen müssen, doch ein fatales Strukturproblem machte diese Hoffnungen kurz nach ihrer Indienststellung im Dezember 1916 zunichte.

Albatros D.III
Ein anderer bedeutender D.III-Pilot war Werner Voss. Man verbindet
ihn wie von Richthofen eher mit der Fokker Dreidecker, doch er errang
die meisten Luftsiege auf Albatros-Jägern. Voss flog diese D.III mit
Hakenkreuz und Herzen bei der Jasta 2


Fataler Konstruktionsfehler
Ein großer Vorteil des Anderthalbdeckers mit der relativ schmalen Sehne seines unteren Flügels ist die deutlich bessere Sicht nach unten. Die Nieuport 17 war allerdings dafür berüchtigt, dass sich der untere Flügel unter bestimmten Flugbedingungen um seinen Holm drehte und schließlich zerbrach. Er wurde daraufhin verstärkt. Die Albatros D.III war fast doppelt so schwer wie die zierliche Nieuport, und ihr Motor knapp doppelt so stark wie der französische Le-Rhone-Umlaufmotor. Dies erhöhte die auf die Zelle wirkenden aerodynamischen Kräfte und verschärfte die Probleme bei der deutschen Maschine.
Am 23. Januar 1917 brach der untere rechte Flügelholm einer D.III der Jasta 6. Am Tag danach geschah das Gleiche auf Manfred von Richthofens brandneuer D.III, und zwei weitere Piloten gingen durch Bruch des unteren Flügels verloren. Drei Tage später wurden alle D.III bis zur Untersuchung des Problems aus dem Verkehr gezogen, sodass die Jasta auf ältere Albatros D.II sowie Halberstadt D.II zurückgreifen musste.

Albatros D.III
Die Kaiserliche Marine ging mit fünf landgestützten Jagdstaffeln ins
europäische Kampfgeschehen. Josef Rowe von der Marine Feld Jagdstaffel I
flog diese D.III. Er hatte im Juni 1917 von der Aufklärungseinheit
Feld Abteilung 33 zur MFJ I gewechselt und erzielte mit dem Flugzeug zwei Luftsiege


Das Flügelholm-Problem sorgte für Verwirrung, da diese Konstruktion vor der Produktion gründlichen Belastungstests unterzogen worden war und dabei eine mehr als ausreichende Festigkeit aufgewiesen hatte. Aber diese statischen Tests fanden am Boden statt, und die aerodynamischen Belastungen des Flügels konnten nicht berücksichtigt werden. Man vermutete daher, dass die Brüche auf Qualitätsprobleme der Albatros-Fabrik in Johannisthal zurückzuführen waren. Im Februar führte Albatros einen verstärkten unteren Flügel ein, der die Situation etwas verbesserte. Das Flugverbot wurde daher aufgehoben, obwohl auch weiterhin Ausfälle auftraten. So verunglückte Wilhelm Frankl, Kommandeur der Jasta 4, 20-facher Luftsieger und Träger des Blauen Max, als seine D.III im Kampf mit mehreren Bristol F.2 nach einem vermuteten Schaden am unteren Flügel am 8. April 1917 in der Luft auseinanderbrach.

Albatros D.III
Die bei OAW gebauten D.III hatten größere, abgerundete Ruder,
die später bei der D.V übernommen wurden. Dieses Exemplar war
das Flugzeug von Erich Loewenhardt von der Jasta 10. Er erzielte
im Krieg 54 bestätigte Luftsiege


Der Rote Baron
Man kann sich leicht ausmalen, welche Auswirkungen dieses strukturelle Risiko auf die Piloten an der Front hatte. Die D.III war dennoch äußerst erfolgreich und trug maßgeblich dazu bei, dass die Deutschen Anfang 1917 die Lufthoheit zurückgewinnen konnten. Die Piloten wurden ermahnt, längere Sturzflüge mit der D.III zu unterlassen. Das beseitigte das Problem nicht ganz, brachte es aber zumindest weitgehend unter Kontrolle. 
Die D.III galt als leicht zu fliegen, und einige Piloten waren mit ihr besonders erfolgreich und brachten immer üppigere persönliche Abzeichen am Rumpf an. Manfred von Richthofen ließ seine D.III Anfang 1917 zum ersten Mal ganz in Scharlachrot lackieren, was ihm den Spitznamen Roter Baron einbrachte.

Albatros D.III
Obwohl Manfred von Richthofen beinahe durch einen Holmschaden
der D.III ums Leben gekommen wäre, flog er diesen Typ am häufigsten
und errang mit ihm 23 seiner 80 bestätigten Luftsiege. Alliierte
Flieger gaben Richthofens D.III den Spitznamen „Le Petit Rouge“


Überlegenes Jagdflugzeug
Die D.III war nachweislich allen alliierten Jägern mit Ausnahme der Sopwith Triplane und der SPAD S.VII überlegen. Diese Flugzeuge waren etwa gleich leistungsfähig, standen allerdings Anfang 1917 nur in geringer Stückzahl zur Verfügung. In der Schlacht von Arras im April 1917 waren die deutschen Jäger so dominierend, dass die Briten im Laufe des Monats insgesamt 245 Flugzeuge und etwa 400 Besatzungsmitglieder verloren. Mehr als ein Drittel der britischen Verluste ging auf das Konto von von Richthofens Jasta 11. Zum Vergleich: In den gesamten fünf Monaten der Somme-Schlacht hatten die Briten 576 Verluste erlitten. Die Auswirkungen auf die britische Moral erinnerten an die „Fokker-Geißel“ ein Jahr zuvor, und die aktuelle Lage ging als „Blutiger April“ in die Geschichte ein. 
Mit Einführung der SPAD S.XIII, der Sopwith Camel und der SE.5a in den beiden folgenden Monaten wendete sich das Blatt schließlich zugunsten der Alliierten. Die D.III verblieb weiterhin noch bis zum Sommer 1918 im Fronteinsatz.
Albatros lieferte aus seinem Werk in Johannisthal 500 D.III. Die Produktion wurde anschließend zu der Tochtergesellschaft Ostdeutsche Albatros Werke (OAW) in Schneidemühl verlegt, da sich Johannisthal auf die D.V konzentrieren sollte. Zwischen Juni und Dezember 1917 entstanden bei OAW weitere 848 D.III. Die Oeffag in Österreich-Ungarn baute das Muster in Lizenz mit einem stärkeren Austro-Daimler-Motor. 
Die Oeffag-Ingenieure kannten das Problem mit den Flügelholmen. Sie verstärkten zur Behebung Rippen und Holmflansche und stellten fest, dass das Flugzeug ohne die große Propeller-Nabenhaube auch schneller flog. Mit diesen und weiteren Detailänderungen entstanden bis Kriegsende etwa 526 D.III, die sich im Einsatz als robust und beliebt erwiesen. 38 Exemplare dienten während des polnisch-sowjetischen Kriegs (1919 – 1920) bei der im Aufbau befindlichen polnischen Luftwaffe. Dort schätzte man die D.III so sehr, dass Polen ein Dankschreiben an die Oeffag-Werke richtete.

Albatros D.III
Diese bei OAW gebaute D.III mit Bonbonstreifen gehört zu den
am auffälligsten dekorierten Militärflugzeugen aller Zeiten.
Sie wurde von Josef Loeser geflogen, dem Kommandeur der Jasta 46.
Loesers Laufbahn war leider weniger eindrucksvoll als sein Flugzeug.
Er errang zwei Siege und starb am 3. Juni 1918 im Kampf






Das Buch ist im Wieland Verlag erhältlich:
Deutsche Kampfflugzeuge im Ersten Weltkrieg: 1914-1918
von Edward Ward (Autor), Ronny Bar (Autor), Rolf Stünkel (Übersetzer)
Vollständige Rezension 

Hardcover: 128 Seiten, 110 Abbildungen
Verlag: Wieland Verlag; 1. Auflage (2025)
Format: 22 x 29 Zentimeter
ISBN: 978-3948264307
Preis: 29,90 Euro
Direktbestellung


Montag, 27. Oktober 2025

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 175

 

2 Kurstage, Oktober 2025

Gesamtschusszahl: 20.020 + 210 = 20.230
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400
Neuer Abzug bei: 16.900

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0



Zwei Tage Fortgeschrittenenkurs im Oktober brachten weitere 210 Schuss auf das Konto des Black Label. Die Bilanz der Waffe steht nach wie vor auf „störungsfrei“.
Die Waffe wurde mit Ausnahme einer Übung (Rifleman) mit Kimme-Korn-Visierung geschossen.



Schießübung Rifleman
Die Sehfähigkeit des Schützen reicht nicht mehr in jedem Fall aus, die Standardübung Rifleman mit offener Visierung fehlerfrei zu absolvieren.
Deswegen wurde kurzum das Oberland Arms Sharp-Red-Dot und der Magnifier montiert. Die Ergebnisse zeigen keine Treffpunktverlagerung aufgrund des Ab- und Aufbaus. Dieser wünschenswerte Effekt kann erreicht werden, wenn bei der erstmaligen und jeder weiteren Montage der LPV-Optik methodisch sinnvoll vorgegangen wird.
Drei Merkmale müssen für eine wiederholgenaue Optikmontage beachtet werden: Immer in denselben Slot der Picatinnyschiene montieren, immer die gleiche Anschlagsrichtung im Slot und immer das identische Drehmoment beim Festziehen.
Wiederholgenaue Montage einer Optik Hier 
Das 400-Yard-Ziel wurde fehlerfrei getroffen. Beim 300-Yard-Ziel gab es zwei Fehlschüsse.


Mittwoch, 22. Oktober 2025

Isomatten im Vergleich: Discounter oder Premium?

 

Eine brauchbare Isomatte verbessert den Schlafkomfort für Draußen ganz erheblich. Die Angebotsvielfalt ist groß. Letztlich entscheiden neben dem Liegekomfort auch Kriterien, wie Transportvolumen, Handhabbarkeit, mitunter Dämmleistung und natürlich der Preis. Wir stellen vier sehr unterschiedliche Varianten vor

Größe, Gewicht, gefühlter Liegekomfort und der
Aufwand beim Auf- und Abbau können ausschlaggebende
Kriterien für den Iso-Mattenkauf sein

Eine Nacht im 1000-Sterne-Hotel ist unbezahlbar. Für das Schlafen draußen hält der Outdoor-Markt Isomatten in einer schier unendlichen Modellvielfalt bereit. Die Preisspanne bewegt sich dabei von Zehn Euro bis weit über einhundert Euro.
Eine nicht zu vernachlässigende Frage ist, wie die Schlafmatte an den Einsatzort gelangt. Muss sie über einen längeren Zeitraum und Strecke getragen werden? Dann werden Gewicht und Packvolumen zu entscheidenden Kaufkriterien.
Wie viel Aufwand bereitet es, die Matte in Einsatzbereitschaft zu versetzen? Ist sie selbstaufblasend oder ist eine Pumpvorrichtung erforderlich? Ist der Auf- und Abbau beim angedachten Verwendungszweck grundsätzlich als zeitkritisch einzustufen, scheiden Modelle mit einer Aufblas- und Luftablass-Funktion eher aus.
Zumindest für Einsätze in extremen Temperaturbereichen ist wohl ein Mindestdämmwert gegen Untergrundkälte ein Kaufkriterium.
Und letzten Endes stellt sich vorm Kauf auch schon die Frage nach der Haltbarkeit, wenn man nicht jedes Jahr in eine Neuanschaffung investieren möchte. Sind Isomatten vom Discounter hier wirklich im Nachteil?

Das Modell Fun Camp von Aldi ist selbstaufblasend

Modell 1: Fun Camp (Aldi)
Und tatsächlich ist die Iso-Matte mit der längsten Nutzungsdauer von derzeit weit über zehn Jahren ein Gelegenheitskauf von Aldi mit dem damaligen Kaufpreis von etwa zwölf Euro.
Das Modell Fun Camp ist selbstaufblasend und bietet eine Liegefläche von 190 mal 65 Zentimeter. Aufgrund der Luftfüllung und einer Dicke von vier Zentimeter eignet sich die Fun Camp durchaus auch als Unterlage bei Minusgraden. Die Fun Camp wiegt etwa 1.500 Gramm.
Allerdings könnte das Packmaß von Nachteil werden: Die Matte lässt sich nur zusammenrollen; behält also auch im verpackten Zustand die gesamte Breite von 65 Zentimetern. Zusammengerollt entsteht ein Durchmesser von ungefähr zwanzig Zentimetern.
Die Haltbarkeit wiederrum ist beeindruckend: In den Jahren der steten Nutzung haben sich lediglich zwei Stellen gebildet, an denen etwas Luft entweicht. Beide Stellen befinden sich im Bereich der Seitennaht an den Ecken. Die Folge ist, dass beim Liegen Luft entweicht. Trotzdem bietet die Fun Camp noch ausreichend Komfort und Dämmleistung. Diese undichten Stellen ließen sich mit wenig Aufwand nachvulkanisieren.
Die Iso-Matte ist ohne Arbeitsleistung durch den Anwender einsatzbereit, da selbstaufblasend. Beim Abbau muss die Matte allerdings mit etwas Sorgfalt aufgerollt werden, um die Luft komplett herauszudrücken. Mit etwas Übung dauert das weniger als eine Minute. Im Preis-Leistungsverhältnis ist die Fun Camp von Aldi der Testsieger.

Die Nahaufnahme der Flexmat von Exped zeigt, dass die
Struktur durch regelmäßige Nutzung Schaden nehmen kann

Der Expet-Eierkarton kann mit seinem Packmaß schon mal
größer sein, als ein 30-Liter-Rucksack. Lässt sich aber
von allen Test-Kandidaten am schnellsten verpacken

Modell 2: Flexmat Plus (EXPED)
Anderes Prinzip: Die Flexmat von Exped ist aus einhundert Prozent Polyethylen und faltbar. Die größte Ausführung mit 195 Zentimetern Länge lässt sich mit ihren dreizehn Segmenten so zusammenfalten, dass ein Packmaß von 15 mal 15 Zentimetern entsteht. Bei einer Breite 65 Zentimetern. Damit entspricht das Packmaß ziemlich genau dem der Aldi Fun Camp Matte. Gewicht: 580 Gramm.
Auf- und Abbau sind schnell erledigt und die Haltbarkeit der Matte dürfte der materialtypischen Haltbarkeit von Polyethylen entsprechen.
Die Exped Flexmat hat allerdings keine Luftfüllung, sondern eine Eierkarton-Struktur. Zum einen wird das Liegen auf dieser, wenn auch weichen, Struktur etwas gewöhnungsbedürftig. Zum anderen dürfen, wegen der nicht vorhandenen isolierenden Luftschicht, Zweifel an der Dämmleistung in kalter Umgebung aufkommen. Die Flexmat ist deswegen wohl eher als sog. Dreijahreszeiten-Matte zu sehen, oder als zusätzlich Isolierung unter einer anderen Iso-Matte bei Minusgraden.
Der Verkaufspreis von fünfzig bis sechzig Euro scheint gerechtfertigt. Der Anwender erhält dafür ein im Einsatzzweck minimalistisches Ausrüstungsteil mit nicht-minimalistischem Packmaß.

Das Premiumprodukt Perform Mat von MAMMUT folgt dem
Luftmatratzen-Prinzip. Sie hat nach Herstellerangabe den
besten Wärmedämmgrad und ist auch die teuerste Matte im Test

Über ein Ventil wird aufgeblasen,
über ein Ventil wird die Luft abgelassen

Orange zu orange: Der Pump-Sack muss an das richtige Ventil
angestöpselt werden. Nach vier bis fünf Sackfüllungen ist
die Mammut aufgeblasen

Modell 3: Perform Mat (MAMMUT)
Das Premium Segment: Die Iso-Matte Perform Mat vom renommierten Ausrüster Mammut verfolgt einen ganz anderen Ansatz. Sie ist weder in Auf- und Abbau minimalistisch und im Verkaufspreis von etwa einhundertfünfzig Euro schon gar nicht. Die Perform Mat folgt dem Luftmatratzen-Prinzip.
Zum Aufpumpen ist im Lieferumfang ein Pump-Sack (groß, orange) enthalten. Während das Kopfteil mit zwei Lungenzügen befüllt werden kann, muss am Hauptteil der Pump-Sack angesetzt werden. Der Pump-Sack wird über das Aufblasventil (orange) gekoppelt, verschlossen und von oben her zusammengerollt. Die Luft presst sich in die Iso-Matte. Was sich nach Sisyphus-Arbeit anhört, ist in der Realität mit vier bis maximal fünf Pump-Sack Füllungen erledigt. Die Mammut Perform Mat ist dann mit einer Dicke von nahezu acht Zentimetern straff aufgepumpt und dürfte damit auch bei frostigen Untergründen eine gute Dämmleistung erreichen. Die Liegefläche entspricht mit 193 mal 65 Zentimetern denen der Aldi- und Exped-Matten.
Der Packsack ist mit 16 Zentimeter Durchmesser und 28 Zentimeter Länge wesentlich kleiner, als bei den vorgenannten. Ob die zu erwartende bessere Dämmleistung den ebenfalls straff aufgepumpten Preis von um die einhundertfünfzig Euro rechtfertigt, entscheidet der Anwender.

Die Klymat Static V Recon hat trotz geringster
Liegefläche den gefühlt besten Komfort

Modell 4: Static V Recon (Klymit)
Der US-amerikanische Hersteller aus Utha folgt ebenfalls dem Luftmatratzen-Prinzip. Die Matratze muss manuell aufgeblasen werden. Mit etwa zehn Lungenzügen sind die Kammern gefüllt. Ein Pump-Sack ist als Zubehör erhältlich.
Die Static V Recon besitzt eine Grundfläche von 180 mal 55 Zentimeter und ist damit die kleinste im Testvergleich. Sie hat etwa zehn Zentimeter weniger Breite zur Verfügung als die anderen Modelle; zehn Zentimeter, die man beim Liegen übrigens merkt. Allerdings beschert ihr das auch das geringste Packmaß: elf Zentimeter im Durchmesser und 19 Zentimeter lang ist der Packsack.
Das V-Kammersystem der Matratze bietet gefühlt den meisten Liegekomfort im Testvergleich. Außerdem hat die Static V Recon die hauseigene sog. Klymalite™ Isolierung, wodurch sich die Haptik der Oberfläche grds. etwas „wärmer“ anfühlt.
Der Lufteinlass besitzt ein Zwei-Wege-Ventil. Beim Aufblasen sollte die Beschriftung „Inflate“ zu lesen sein. Zum Luftablassen wird das Ventil um 180 Grad auf „Deflate“ gedreht und die Matratze von hinten her zusammengerollt. Zum Verpacken wird die Static V Recon der Länge nach zweimal halbiert. Woraus sich eine Rolle mit einem Netto-Packmaß von neun Zentimeter Durchmesser und 14 Zentimeter Breite ergibt - also noch einmal deutlich weniger, als die Maße des Packsacks. Mit fünfhundert Gramm Nettogewicht ist die Klymit auch die leichteste Iso-Matte im Testvergleich.
In Sachen Packmaß, Gewicht und gefühltem Liegekomfort ist die Static V Recon der Testsieger.
Bezug über https://www.tripleaction.de/klymit-static-v-recon-isomatte/ 

Zwei-Wege-Ventil. Beim Aufblasen sollte
die Beschriftung „Inflate“ zu lesen sein

Zum Luftablassen wird das Ventil
um 180 Grad auf „Deflate“ gedreht


Die Klymat Static V Recon ist mit einem Netto-Packmaß
von neun Zentimeter Durchmesser und 14 Zentimeter Breite
die kleinste und leichteste




Donnerstag, 16. Oktober 2025

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 174

 

Anfangsgeschwindigkeit und Boxtest

Gesamtschusszahl: 19.990 + 30 = 20.020
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400
Neuer Abzug bei: 16.900

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0



In einem Testschießen absolvierte das Black Label dreißig Schuss. Ermittelt werden sollte die durchschnittliche Anfangsgeschwindigkeit sowie die Geschwindigkeit des ersten Schusses aus dem kalten Lauf.
Außerdem schoss das Black Label M4 den Boxtest mit offener Visierung.

Durchschnittliche Vo von
rund 830 Meter pro Sekunde


Anfangsgeschwindigkeit
Im Mittel aus zwanzig Schüssen ergab sich eine durchschnittliche Vo von rund 830 Meter pro Sekunde.
Der erste Schuss aus kaltem Lauf hatte mit einer Vo von 784 Meter pro Sekunde deutlich weniger. Erst als der Lauf nach etwa fünf Schuss wieder warm war, pegelte sich die Geschwindigkeit wieder bei etwa 830 Meter pro Sekunde ein.
Verschossen wurde die Laborierung GECO Target mit 4,1 Gramm Geschoss.

Der erste Schuss aus kaltem Lauf:
784 Meter pro Sekunde


Boxtest (Offene Visierung)
Der Boxtest ist ein Standardverfahren, mit dem drei Dinge überprüft werden können:
Das vom Hersteller angegebene Klickmaß sowie die Verstellrichtung der Visierung.
Die Wiederholgenauigkeit im Verstellweg und
die schützengedingte Durchschnittsstreuung; also die Leistungsfähigkeit des Anwenders reproduzierbar präzise Einzelschüsse abzugeben.


Mit offener Visierung wird der Boxtest anspruchsvoll. Die Troy-Klappkimme am Black Label M4 zeigt bei zwanzig Klicks eine Seitenverschiebung um 80 Millimeter im Uhrzeigersinn. Das entspricht mit etwa vier Millimeter pro Klick einem Verstellwert von ½ MOA.
Das A2-Korn verlagert den Treffpunkt bei einem Klick um etwa 1,3 Zentimeter. Die Verstellrichtung ist ebenfalls im Uhrzeigersinn (cw)

Die Troy-Klappkimme am Black Label M4
hat einen Verstellwert von ½ MOA





Dienstag, 14. Oktober 2025

Der Boxtest

 

Für das Einschießen eines Gewehrs ist die Kenntnis über reale Verstellwerte sowie die Verstellrichtung der eigenen Optik grundlegend. Mit dem „Boxtest“ können diese Informationen binnen zehn Minuten gewonnen werden. Eine sinnvolle Trainingseinheit in Sachen präziser Einzelschuss ergibt sich ganz nebenbei



Beim Einschießen eines Gewehrs scheitert der Anwender nicht selten an der Unkenntnis über das reale Klickmaß seiner Optik bzw. Visiereinrichtung; also den tatsächlichen Verstellweg, den ein Klick an der Verstelleinrichtung verursacht. Das gleiche trifft auf die Verstellrichtung zu. Muss zur Treffpunktkorrektur nach links oder nach rechts gedreht werden?
Gleichwohl handelt es sich hierbei um Basiswissen, das der verantwortungsbewusste Gewehrschütze – der Rifleman – haben sollte, um auf einem Schießkurs nicht dazustehen, wie der letzte Schützendepp mit kurzer Hose & Holzgewehr.

Boxtest mit einem Kahles K312i. Das ZF besitzt
exakt die vom Hersteller angegebenen Verstellwerte


Boxtest
Der Boxtest ist eine Standardübung, mit der drei Dinge überprüft werden können:
Das vom Hersteller angegebene Klickmaß sowie die Verstellrichtung.
Die Wiederholgenauigkeit im Verstellweg und
die schützengedingte Durchschnittsstreuung; also die Leistungsfähigkeit des Anwenders reproduzierbar präzise Einzelschüsse abzugeben.

Ablauf
Ein geeignetes Zielmedium wird auf einer Entfernung von 25 Metern angebracht. Das Zielmedium muss es dem Anwender erlauben, einen korrekten Haltepunkt herzustellen.
Aufgelegt vom Rucksack gibt der Schütze drei Schuss ab. Im Anschluss daran wird die Seitenverstellung um zwanzig Klicks im Uhrzeigersinn verstellt. Gefolgt von weiteren drei Schuss.
Daraufhin wird die Höhenverstellung um zwanzig Klicks im Uhrzeigersinn verstellt und wiederum drei Schuss abgegeben.
Die Seitenverstellung wird um zwanzig Klicks zurückgedreht, gefolgt von drei Schuss.
Zuletzt wird die Höhenverstellung wieder um zwanzig Klicks zurückgedreht und nochmals eine 3-Schuss-Gruppe abgegeben.

Modifikation: Boxtest mit jeweils zweimal zwanzig Klicks
und nur zwei Schuss pro Gruppe. Die Gruppen zwei, vier
und sieben sind gerade noch auswertbar. Das ZF, ein Steiner M7Xi,
arbeitet ebenfalls einhundert Prozent wiederholgenau
und mit dem angegebenen Klickmaß


Ergebnisbetrachtung: Wiederholgenauigkeit
Die erste und die fünfte 3-Schuss-Gruppe müssen am Ende deckungsgleich sein. Sind sie das nicht, ist der Verstellweg der Optik nicht wiederholgenau. Die Optik ist wertlos.

Ergebnisbetrachtung: Klickmaß
Der mittlere Treffpunkt der Schussgruppen wird bestimmt und der Abstand zwischen den Schussgruppen wird gemessen und auf einhundert Meter hochgerechnet. Der gemessene Wert sollte der Herstellerangabe entsprechen. Tut er das nicht, ist nicht die Optik wertlos, sondern der Hersteller. Jedenfalls hat der Anwender jetzt das korrekte Klickmaß und kann künftig problemlos Haltepunktkorrekturen vornehmen. Der ermittelte Wert sollte auf der Waffe bzw. der Optik notiert werden.

Mit offener Visierung wird der Boxtest anspruchsvoll.
Die Troy-Klappkimme am Black Label M4 zeigt bei zwanzig Klicks
eine Seitenverschiebung um 80 Millimeter im Uhrzeigersinn.
Das entspricht mit etwa vier Millimeter pro Klick einem
Verstellwert von ½ MOA. Das A2-Korn verlagert den Treffpunkt bei
einem Klick um etwa 1,3 Zentimeter. Die Verstellrichtung ist
ebenfalls im Uhrzeigersinn (cw)


Ergebnisbetrachtung: Schütze
Die Schussgruppen an sich dürfen aufgelegt vom Rucksack über eine Distanz von 25 Meter nicht größer sein als 14 bis 15 Millimeter. Das bedeutet, der Schütze sollte seine Gruppen mit dem Zeigefinger abdecken können. Gemäß Strahlensatz ist der Schütze demnach in der Lage, auf einhundert Meter Streukreise von weniger als sechzig Millimeter zu erzeugen. Seine schützengedingte Durchschnittsstreuung liegt bei 0,6‰. Dieser sehr praxisnahe Wert klassifiziert den Schützen als „Sehr gut“. Seine schützenbedingte Durchschnittsstreuung ergibt einen Wert von 28 Zentimeter auf fünfhundert Meter Entfernung, bzw. auf achthundert Meter eine Schützenstreuung von 45 Zentimeter. Bezogen auf die Standardzielgröße mit 75 cm hoch und 45 cm breit, verfügt der Anwender über ausreichende schießtechnische Fähigkeiten, einen Erstschusstreffer auf achthundert Meter anzubringen. 

Semper talis
Sind die Schussgruppen nicht mit dem Zeigefinger abzudecken, kann der Schütze den Boxtest nutzen, um seine Schießtechnik zu analysieren und zu verbessern. Der Schütze sollte dem Grundsatz „immer gleich - immer richtig“ folgend, in der Lage sein, eine wiederholgenaue Schießposition aufzubauen. Der Natürliche Zielpunkt und das Nutzen von Referenzpunkten zwischen Mensch und Waffe helfen dabei. Außerdem sollte für diesen Test eine stabile Auflage in Form eines straff gepackten Rucksacks genutzt werden.

Boxtest Modifikation 1
Der Boxtest kann in zwei Abwandlungen geschossen werden. Zum einen kann der Anwender seine Schusszahl pro Gruppe von drei auf zwei reduzieren. Das kann insbesondere bei Scharfschützenwaffen mit hohen Munitionskosten sinnvoll erscheinen. Da 2-Schuss-Gruppen per se nicht auswertbar sind, muss der Schütze zwingend über Schießfertigkeiten im Fortgeschrittenenbereich verfügen. Das heißt, er sollte permanent eine Durchschnittsstreuung von 0,6‰ oder besser erzeugen. (Und wenn Du das nicht permanent, sondern gerade ein einziges Mal geschafft hast, hast Du kein Fortgeschrittenenniveau.)

Boxtest Modifikation 2
In einer zweiten Abwandlung kann die Seitenverstellung um zweimal zwanzig Klicks gedreht werden; jeweils mit einer Schussgruppe. Ebenso die Höhenverstellung.
Also: Seite 20 Klick cw, Schussgruppe / Seite 20 Klick cw, Schussgruppe / Höhe 20 Klick cw, Schussgruppe / Höhe 20 Klick cw, Schussgruppe /
Seite 20 Klick ccw, Schussgruppe / Seite 20 Klick ccw, Schussgruppe / Höhe 20 Klick ccw, Schussgruppe / Höhe 20 Klick ccw, Schussgruppe.
Mit der ersten Schussgruppe, die vor den Verstellübungen erfolgt, besteht diese Modifikation aus insgesamt neun Gruppen á zwei bzw. drei Schuss.
Die Aussage des Boxtest wird dadurch noch etwas präziser und belastbarer.




Freitag, 10. Oktober 2025

Akademie 0/500: Neue Termine 2026

 

Die Termine bis August 2026 sind veröffentlicht:


Die Liste wird in den kommenden Wochen noch ergänzt

https://0-500.org/page/Termine

Aufgrund von Serverproblemen:
Bei Anmeldung bitte zusätzlich eine eMail schreiben an 0-500@gmx.net

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Langzeittest: OA-15 M5 (Nr. 14)

 

Gewehrkurs mit Iron Sights

Gesamtschusszahl: 1.620 + 80 = 1.700
Davon mit SD: 150

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0


„Jedes Abkrümmen ist eine in sich geschlossene
Trainingseinheit für den Abzugsfinger.“, Larry Vickers
gehört zweifelsohne zu den renommierten Ausbildern
weltweit (Beachte: Referenzpunkt Kopf)


Auf einem eintägigen Gewehrkurs im September diente die OA-15 M5 als Waffe zum Vorschießen aller Übungen. Die Oberland wurde dabei bewusst mit Kimme & Korn Visierung eingesetzt, um den Teilnehmern die Wichtigkeit einer wiederholgenauen Kopfposition zu demonstrieren.

„Performance ist, was wir zu jedem beliebigen
Zeitpunkt leisten können und mit dem Material,
was uns zur Verfügung steht.“, Pat McNamara ist
mit seinen Ausbildungsansätzen sehr innovativ
(Beachte: Referenzpunkt Kopf)


Die Kopfposition (insbesondere beim Schießen mit Kimme & Korn) darf nicht dem Zufall überlassen werden. Eine wiederholgenaue, reproduzierbare Position des Kopfes am Schaft der Waffe erhöht die Eigenpräzision des Schützen drastisch.
Alle erfolgreichen Wettkampfschützen und alle Angehörigen militärischer Spezialeinheiten praktizieren das Konzept der sog. Referenzpunkte am Gewehr. Wobei die Kopfposition vermutlich den wichtigsten Referenzpunkt darstellt.



Archiv 
Nr. 00 (Erstvorstellung)
Nr. 01 (Einschießen Offene Visierung)
Nr. 02 (Erster Gewehrkurs)
Nr. 03 (Gewehrkurs CCO mit ELCAN)
Nr. 04 (Rifleman mit ELCAN)
Nr. 05 (Das Präzisionswunder)
Nr. 06 (Neue Teile)
Nr. 07 (ZF-Montage)
Nr. 08 (660 Meter)
Nr. 09 (AK-Kurs)
Nr. 10 (660 Meter mit Signaturverzerrer)
Nr. 11 (Rifleman fehlerfrei)
Nr. 12 (2 Tage Regen)
Nr. 13 (Natural Point of Aim)
Nr. 14 (Iron Sights und Kopfposition)




 

Montag, 6. Oktober 2025

Buchempfehlung: Human Intelligence

 

Human Intelligence: Supporting Composite Warfare Operations in Africa
von Eeben Barlow

Hardcover: 438 Seiten
Verlag: 30 Degrees South Publishers (2023)
Format: 16 x 23 Zentimeter
ISBN: 978-1928359890
Preis: etwa 37 Euro
Direktbestellung



Eeben Barlow, geboren Anfang der 1950er Jahre in Nordrhodesien, ist das, was man gemeinhin als gravitätische Lichtgestalt bezeichnet. Omnipräsent wurde er als Gründer und Vorstandsvorsitzender des 1989 gegründeten privaten Militärdienstleisters „Executive Outcomes“ (EO). Aufgewachsen im Südafrika der Apartheitszeit durchlief Barlow mehrere militärische Verwendungen. Unter anderem war er stellvertretender Kommandeur der Aufklärungsabteilung des legendären 32 Battalion. Nach seiner aktiven Militärzeit wurde er ein Kommandeur des Civil Cooperation Bureau (CCB). Das CCB war als militärischer Nachrichtendient den Südafrikanischen Special Forces unterstellt. Es unterhielt in Afrika sowie Europa Agentennetze. „Region 5 - Europa“ wurde von Eeben Barlow geleitet.

In den ersten Jahren nach Gründung diente u.a. die Firma Executive Outcomes zur Legendierung von CCB-Mitarbeitern bzw. deren Aktivitäten. Die Gründung von Tarnfirmen durch Geheimdienstangehörige war allgemeingängige Praxis im Südafrika der 1980er Jahre. Eeben Barlow trug wesentlich zur Entwicklung dieser nachrichtendienstlichen Strukturen bei. Für ihn ist Geheimdienstarbeit eine „Handwerkskunst“.

Unter diesem Blickwinkel ist auch das Buch „Human Intelligence“ zu lesen. Es handelt sich um ein Grundlagenwerk und ein Lehrbuch, in das vierzig Jahre Berufserfahrung Barlows eingeflossen sind. Leser, die einen spannend geschriebenen Agentenroman erwarten, werden enttäuscht.

Das Buch gliedert sich in vier Teile: Grundlagen des militärischen Nachrichtendienstes / Das Anwerben und Führen menschlicher Quellen zur Nachrichtengewinnung (speziell in Afrika) / Das Spionagehandwerk im Detail (inklusive „Africa Rules“) / Nachrichtengewinnung während des Kampfeinsatzes.

Aufgrund des Lehrbuchcharakters beinhaltet das Buch dutzende Seiten Begriffsdefinitionen, die auswendig zu lernen wären. Es ist nicht davon auszugehen, dass der Autor seiner Leserschaft Informationen verheimlicht. Für Außenstehende und Hobby-James-Bonds zumindest bietet das Buch umfassende Informationen. 


Dienstag, 30. September 2025

Die Waffenkultur – Ausgabe 84 (September/Oktober 2025)

 

Ausgabe 84 (September/Oktober 2025)

Die September/Oktober Ausgabe hat folgenden Inhalt:

Waffen der Russischen Armee (8): Sturmgewehr AKS-74U
OA Black Label M4: 20.000 Schuss Langzeittest
Weitschussluftgewehr: Webley Patriot (6,35 mm)
Bereitschaftsposition: Sul vs. Norte
AR-15 & AR-10: Die Patronenlagerbürste
Schwachpunkt: Patronenlager Flinte
Discounter oder Premium: Iso-Matten im Vergleich
Buchvorstellung: Right Wing Revolution von Charlie Kirk
Buchvorstellung: Human Intelligence von Eeben Barlow

http://waffenkultur.com 

Samstag, 27. September 2025

Die Patronenlagerbürste

 

Selbstladewaffen sind heutzutage robuste Gebrauchsgegenstände. Störungen sind selten und haben ihre Ursache entweder in Fehlbedienung, falschen Betriebsstoffen, Verschleiß oder Verschmutzung. Dieser Beitrag befasst sich mit verschmutzten Patronenlagern

So sehen Hülsen in verdreckten Patronenlagern aus.
Die Ausziehkralle hat beide Male ein Stück
Hülsenrand abgerissen


In den vergangenen Monaten sind auf Schießkursen von Akademie 0/500® drei kapitale Waffenstörungen aufgetreten, die sich auch mit korrekt durchgeführten Störungsbeseitigungsroutinen nicht beheben ließen. Jedes Mal war ein stark verschmutztes Patronenlager die Ursache. Jedes Mal musste die festgebackene Hülse mittels Putzstock nach hinten ausgestoßen werden. In zwei Fällen riss die Ausziehkralle beim Versuch die Hülse aus dem Lager zu ziehen sogar ein Stück Hülsenrand von der Hülse ab.

Bildbeweis: Die regelmäßige Nutzung
von Patronenlagerbürsten lohnt sich


Vorsorge
Empfehlenswert sind bei AR-15 Modellen Reinigungsintervalle aller 400 bis 500 Schuss für eine Zwischenreinigung, bei der Pulverschmauch aus dem Systemgehäuse und von der Verschlussbaugruppe entfernt wird. Beim permanenten Betrieb mit Schalldämpfern bzw. Signaturverzerrern, ist mit einer stärkeren Verschmutzung zu rechnen und die Reinigungsintervalle sollten entsprechend verkürzt werden. Eine Zwischenreinigung reicht erfahrungsgemäß aus, um den störungsfreien Betrieb des AR zu gewährleisten.

Qualität ist Trumpf: Empfehlenswert sind
Putzstöcke von Dewey sowie entsprechende Aufsätze


Patronenlager
Bei einer Zwischenreinigung sollte auch immer besonderes Augenmerk auf das Patronenlager gelegt werden. Die Anschaffung (und die Nutzung) einer Patronenlagerreinigungsbürste ist unumgänglich. Empfehlenswert sind dabei die Putzstöcke von Dewey sowie entsprechende Messingbürsten- und Wollwischeraufsätze. Bei Reinigungsutensilien für Selbstladegewehre zu sparen, kann sich schnell als Sparen am falschen Platz entpuppen und zum Bumerang werden.

Aus der Praxis für die Praxis
Die drei Langzeittests mit den AR-15 Modellen SIG 516, dem Black Label M4 und dem OA-15 M5 weisen derzeit eine Gesamtschussbelastung von über 40.000 Schuss aus. Lediglich die SIG 516 hatte zu Beginn ihres Testzeitraums im Januar 2012 mit einigen Störungen zu kämpfen, die allerdings nach Austausch von zwei Federn behoben waren.
Es hat sich bewährt, Verschlussbaugruppen an Selbstladegewehren mit Fett zu behandeln, um eine bestmögliche Schmierung zu erreichen und nicht nur mit Öl. Handelsübliches Mehrzweckfett ist für diese Anwendung völlig ausreichend.
Neben dem Vorteil, dass Fett die Schmierung länger aufrechterhält, bindet es den Pulverschmauch auch besser. Der Schmauch verkrustet nicht so stark und lässt sich leichter aus der Waffe auswischen.

Handelsübliches Mehrzweckfett
ist völlig ausreichend


Fazit
Kleine Ursache – große Wirkung. Festgebackene Hülsen im AR sind durch die Nutzung einer Patronenlagerreinigungsbürste absolut vermeidbar. Wer im Falle des Falle nicht dastehen möchte, wie kurze Hose & Holzgewehr, führt in seiner Ausrüstung immer einen Putzstock zum Ausstoßen der Hülsen mit.

Mehr dazu in "Waffenkultur" Nr. 84

Donnerstag, 25. September 2025

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 173

 

3 Tage Gewehrkurs, September 2025

Gesamtschusszahl: 19.410 + 490 = 19.900
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400
Neuer Abzug bei: 16.900

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0



Im September absolvierte das Black Label M4 drei anspruchsvolle Kurstage mit insgesamt 490 Schuss. Die Schallmauer von Zwanzigtausend ist damit in diesem Langzeittest erreicht. Die Bilanz der Waffe steht nach wie vor auf „störungsfrei“.



Schießübung Rifleman

Der Rifleman konnte bis auf einen Fehlschuss fehlerfrei geschossen werden.



Schussbelastung Lauf
Der neue Lauf hat seit seinem Austausch eine Belastung von 6.500 Schuss. Bei den regelmäßig durchgeführten Haltepunktüberprüfungen ist noch keine Präzisionseinbuße erkennbar. Die Schussgruppen sind kontinuierlich mit dem Zeigefinger abdeckbar.



Verschmutzung
Nach fünfhundert Schuss hat die Waffe einen erheblichen Verschmutzungsgrad, der eine Zwischenreinigung notwendig werden lässt. Auf das Reinigungsutensil „Patronenlagerbürste“ sowie deren Anwendung wird aus gegebenen Anlass in einem Extra-Beitrag verwiesen.




Montag, 15. September 2025

Tikka T3x CTR in 6.5 Creedmoor (#07)

 

2 Tage Scharfschützenkurs August 2025

Gesamtschusszahl: 560 + 100 = 660
Davon mit SD: 0



Die Tikka T3 CTR stand während des letzten Kurses einer Teilnehmerin als Leihwaffe zur Verfügung. Auch ohne große Vertrautheit mit dem Waffensystem waren Treffer bis 790 Meter machbar. Die Schussbelastung erhöhte sich um einhundert Schuss.

Positive Merkmale, die bei der Tikka T3 CTR im Schaft von German Gun Stock immer wieder erwähnt werden:

Relativ leistungsstarkes Kaliber bei sehr guter Munitions-Verfügbarkeit
Leichtgängiger Repetierweg
Relativ leichtes Gesamtsystem aufgrund des leichten GGS-Schaftes
Zehn Patronen im Magazin
Keine Zuführstörungen, da ausgereiftes System
Geringer Rückstoß trotz des leistungsstarken Kalibers
Das Kahles-ZF ist intuitiv zu bedienen und besitzt ein brillantes Absehen

Termine 2025/2026
Derzeit sind für 2025 und 2026 insgesamt noch drei „Long-Range“ Veranstaltungen terminiert: Anfang Dezember 2025 (mit der Hoffnung auf Schneetreiben). Sowie um das Pfingstwochenende 2026 und Ende November / Anfang Dezember 2026
Plätze werden nur an Stammteilnehmer von Akademie 0/500 vergeben.
https://0-500.org/page/Termine


Mittwoch, 10. September 2025

Ruger Precision Rifle in 300PRC (#06)

 

2 Tage Scharfschützenkurs August 2025

Gesamtschusszahl: 280 + 40 = 320



Die Schussbelastung der Ruger Precision Rifle im Kaliber 300PRC erhöhte sich im August auf insgesamt 320 Schuss. Bisher wurde nur die Hornady-Laborierung ELD-Match (225gr.) verschossen.

Vo-Messung
Eine Vo-Messung ergab folgende Werte:

Schussliste 300PRC:  Hornady 225gr,
ELD-Match (Hornady Nr. #82162)
852 m/s
856 m/s
857 m/s
851 m/s
861 m/s
852 m/s
Durchschnitt: 855 m/s
Standardabweichung: 3,5 m/s

Mündungsenergie
Die Mündungsenergie der 300PRC Hornady-Laborierung liegt demnach bei 5.300 Joule.

1.040 Meter
Den weitesten Treffer generierte die 300PRC auf 1.040 Meter bei Zielgröße 35x35 Zentimeter.
Bei 850 HPa Luftdruck waren dafür insgesamt +88 Klicks am Höhenturm notwendig.
Bei moderaten Windverhältnissen von ein bis zwei Meter pro Sekunde aus I bis II Uhr musste die Seitenkorrektur auf +6 Klicks gestellt werden.

Die Wiederholgenauigkeit die 300PRC das Ziel treffen kann ist dabei beeindruckend. 

Erstvorstellung 
Beschussversuch 300PRC vs. VPAM9 
Ruger Precision Rifle in 300PRC (#04) 
Ruger Precision Rifle in 300PRC (#05)

Montag, 18. August 2025

Akademie 0/500®: Schneidersitz & Natural Point of Aim

 

Anschläge aus einer sitzenden Position heraus können sehr stabil sein. Manchmal bieten sie sogar gegenüber einem Liegend- oder Kniendanschlag Vorteile. Nachfolgend beschreiben wir die Sonderschießposition Schneidersitz und deren hohen Lerneffekt für das Konzept Natural Point of Aim

A Marine with the Battalion Landing Team, 1st Battalion, 5th Marines,
31st Marine Expeditionary Unit, practices marksmanship fundamentals
from the seated Position on Camp Hansen, Okinawa, Japan, May 7, 2020
(Credit: Marine Corps Lance Cpl. Andrew Bray; VIRIN: 200506-M-MY519-1034M.JPG)

Jede Schießposition sollte drei Kriterien erfüllen: Sie sollte stabil sein, der Schütze sollte entspannt sein (lies: keine unnötige Muskelspannung) und die Waffe sollte im Ziel sein. Jedes dieser Kriterien ist Voraussetzung für den Natürlichen Zielpunkt (engl. Natural Point of Aim). Das bewusste Nutzen des Natural Point of Aim (NPoA) steigert die Präzision der Schussabgabe erheblich. Außerdem wird es dem Anwender somit ermöglicht, seinen Schießrhythmus bei gleichbleibender Präzision teilweise erheblich zu steigern. 

Paul Howe, The CSAT Way

Ausbildungsschwerpunkt
Ein Schwerpunkt in der Gewehrausbildung bei Akademie 0/500® ist das Vermitteln und die Anwendung des Natural Point of Aim (NPoA). Das Konzept des Natürlichen Zielpunktes macht aus jeden Gewehrschützen einen besseren Gewehrschützen. Es ist denkbar einfach, wird jedoch vielerorts missinterpretiert.

U.S. Marine Vanessa Hernandez im Crossed-ankle Sitting
mit Nutzung eines Schießriemens

Natural Point of Aim
Liegt die Visierung (das Korn oder der Punkt des LPV) unmittelbar nach der Rückstoßverarbeitung nicht von selbst wieder auf dem Ziel (Haltepunkt), ist das ein eindeutiges Zeichen für das Nicht-Vorhandensein des NPoA. In diesem Fall wird die Waffe jedes Mal wieder mit Muskelkraft ins Ziel bewegt. „You muscle the Gun“, wie der US-amerikanische Ausbilder Paul Howe es formuliert. 
Beim Aufbau der stabilen Schießplattform / Einnehmen des Anschlags wird daher versucht, eine stabile aber gleichwohl entspannte Körperhaltung zu erreichen. Anschließend wird die gesamte Plattform ins Ziel gedreht – in den „Point of Aim“. Da dies mit einer natürlichen Körperhaltung ohne Drehung in der Wirbelsäule und weitestgehend ohne Muskelspannung passiert, nennt man es auch Natural Point of Aim.

U.S. Marines im Crossed-ankle Sitting

Schneidersitz
Erfahrungsgemäß ist der Lerneffekt in der Sonderschießposition Schneidersitz (Crossed Leg Sitting) am größten. Schneidersitz ist genauso stabil, wie der Liegendanschlag. Aber; jede auch noch so geringe Drehung nach links oder rechts führt sofort zum Verlassen des NPoA. Ein Zielwechsel ist nur durchführbar, wenn zur Waffe gleichermaßen das Gesäß mit gedreht wird („When you change Targets, move your Ass“, wie es ein Ausbilder von Project Appleseed formuliert)

(Quelle: MCRP 3-01A, Rifle Marksmanship, U.S. Marine Corps,
Chapter 5006: Sitting Position)


Position im Detail
Der Schneidersitz ist eine sehr stabile und schnell einzunehmende Position. Mit etwas Übung muss beim Einnehmen des Schneidersitzes nicht einmal eine Hand vom Gewehr genommen werden. Die Füße befinden sich sehr nahe am Körper. Bei Rechtsschützen liegt das linke Bei vorn. Die Ellbogen liegen innerhalb der Knie – nicht auf den Knien. Durch ein geringfügiges Verschieben der linken Hand am Vorderschaft kann ein relativ großer Höhenwinkel überbrückt werden, ohne dass dabei der NPoA aufgegeben wird. Eine Korrektur des seitlichen Winkels (bspw. bei einem Zielwechsel) ist nur machbar, wenn die gesamte Schießplattform gedreht wird. Anderenfalls kommt es zwangsläufig zu einer Drehung in der Wirbelsäule und damit zum Verlust des NPoA.

Ein Appleseed-Ausbilder demonstriert einen korrekten
Sitzendanschlag. Demonstriert wird mit einer Gewehr-Attrappe

Fazit
Die Sonderschießposition Schneidersitz ist Lehrinhalt aller Aufbaukurse bei Akademie 0/500 sowie dem Eintageskurs SL-Gewehr Intensiv
Termine

Mehr dazu in "Waffenkultur" Nr. 83