Nur 20 Minuten Zeit für eine Trainingseinheit? Mit der
Gaußschen Summenformel lassen sich dennoch inklusive Erwärmung gut 40 Klimmzüge
oder über 80 Beugestütze absolvieren. Und Kopfrechnen trainiert man nebenbei
auch noch
Von Arne Mühlenkamp
Nichts langweilt beim Fitnesstraining mehr, als eine eingeschliffene Routine. Immer das Gleiche zu machen, führt schnell zu Unlust. Eine kleine Umstellung im Training bringt manchmal neue Motivation; und sei es nur die Art der Durchführung oder eine neue Zählweise.
Carl Friedrich Gauß
Der Braunschweiger Mathematikgelehrte Carl Friedrich Gauß
soll im Alter von neun Jahren, als er die Aufgabe erhielt, alle Zahlen von 1
bis 100 zu addieren, diese nach ihm benannte Gaußsche Summenformel erstmalig
angewandt haben. Im Prinzip erkannte er, dass sich die Zahlreihe von 1 bis 100 in 50 Zahlenpaare mit
der Teilsumme von jeweils 101 umformen ließ. 50 mal 101 ergibt die Gesamtsumme
5.050. Mit der Beweisführung entwickelte er die Gaußsche Summenformel (auch
„Kleiner Gauß“ genannt). Die Summe einer Zahlenreihe mit beliebig vielen
aufeinanderfolgenden natürlichen Zahlen lässt sich sehr einfach berechnen mit:
Anwendung im Training
Eine Trainingsvariante kann bspw. sein, die
Wiederholungszahl in jedem Satz gem. einer Zahlenreihe jeweils um n+1 zu
steigern, bis keine zusätzliche Wiederholung mehr möglich ist (Vgl.
Waffenkultur Nr. 26 „Supersätze“).
Um die Gesamtwiederholungszahl zu berechnen, würde ein body
builder die einzelnen Zahlen jetzt addieren (für body builder: das bedeutet zusammenzählen)
und sich dabei naturgemäß verrechnen. Ein Anhänger Turnvater Jahns bedient sich
der Gaußschen Summenformel. Konnte er, mit einer Wiederholung beginnend,
insgesamt sieben Sätze Klimmzüge machen und hat im letzten Satz die volle
Wiederholungszahl von sieben erreicht, hat er gem. der Formel oben insgesamt 7
mal 7 plus 7 geteilt durch 2 Wiederholungen geturnt. Also 28 Klimmzüge.
Abwandlung der
Durchführung
Die Übungsdurchführung lässt sich, angepasst an das
Trainingsniveau, etwas abwandeln. Der Turner beginnt mit dem Satz mit der
größten Wiederholungszahl (7). In den Folgesätzen macht er jeweils einen
Klimmzug weniger, bis er bei (1) angekommen ist. Dabei sollte er etwa pro
Minute einen Satz absolvieren. Nach einer zweiminütigen Pause beginnt er erneut
mit einem Klimmzug, wobei er die Griffart (Ristgriff vs. Kammgriff) oder die
Breite seines Griffes (schmal vs. breit) variieren kann. Er steigert seine
Wiederholungszahl in jedem Satz um jeweils (1) und endet bspw. mit fünf
Wiederholungen im fünften Satz.
Nach der Gaußschen Summenformel hat er im ersten Teil 28
Klimmzüge absolviert und im zweiten Teil noch einmal 5 mal 5 plus 5 geteilt
durch 2: 15 Klimmzüge. Macht eine Gesamtwiederholungszahl von 43 Klimmzügen in
gerade einmal 14 Minuten. Blieben noch gut sechs Minuten für eine kurze
Erwärmung im Vorfeld, um das 20-Minuten-Zeitfenster für die Trainingseinheit
effektiv zu nutzen.
Weitere Übungen
Unter Anwendung der Gaußschen Summenformel ließen sich auch
andere Übungen turnen. Beugestütze bspw. Ein durchschnittlich trainierter Mann
beginnt mit einem Satz von elf Wiederholungen. Bei jedem Satz macht er einen
Beugestütz weniger. Bei (1) angekommen folgen zwei Minuten Pause, wonach die
Wiederholungszahl wieder um n+1 gesteigert wird. In Teil 1 ergeben sich 11 mal 11
plus 11 geteilt durch 2: 66 Beugestütze in Teil 2 bei einer angenommen
Steigerung bis zum fünften Satz wiederum 15 Wiederholungen. Ergibt eine
Gesamtzahl von 81 Beugestützen in knapp 20 Minuten.
Fazit
Beim Fitnesstraining sollte man nicht alles so ernst nehmen;
insbesondere sich selbst.
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